Moritz Ritter von Lehmann
Moritz Ritter von Lehmann wurde am 15. Juni 1836 in Zloczów, welches in der heutigen Ukraine liegt, geboren. Als Sohn eines K.u. K. Majors stand für ihn von Anfang an fest, ebenfalls die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Nach dem Besuch der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt musterte er am 15. Juni 1854 als Unterleutnant zum ersten Uhlanenregiment aus.
Am 1. Februar 1855 wurde er dort zum Leutnant und am 1. Dezember 1855 zum Oberleutnant befördert. Während des Italienfeldzuges wurde er am 28. Mai 1859 zum Rittmeister 2. Klasse befördert und erhielt seine „Feuertaufe“ in den Schlachten von MAGENTA und SOLFERINO. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistung bei ORFENGO – er deckte den Rückzug der Halbbrigade „WIEDMANN“ – wurde er am 17. Dezember 1859 mit dem Militär-Verdienstkreuz mit Kriegsdekoration ausgezeichnet.
Seine kühnste und zugleich letzte Tat, leistete er jedoch im österreichisch-preußischen Krieg 1866. Rittmeister Moritz Ritter von LEHMANN bildete am 27. Juni mit seiner 5. Escadron den links äußerten Flügel der Truppen von Oberst ZIEGLER, welche den Auftrag hatten, die Stadt KRAKAU zu schützen. Um 0600 Uhr erhielt er die Nachricht, dass sich eine weit überlegene preußische Einheit näherte und ein preußisches Uhlanenregiment auf die SOLA Brücke zuritt. Rittmeister Moritz Ritter von LEHMANN, welcher sich gerade im Bahnhof von OSWIECIM (AUSCHWITZ) befand erkannte, dass das preußische Uhlanenregiment nicht nur eine Gefahr für die Stadt darstellte, sondern auch die Rückzugswege großer Teile der österreichischen Truppen abschneiden würde.
Die einzige Möglichkeit dieser Gefahr entgegenzutreten war, die preußischen Uhlanen so lange wie möglich zu verzögern. Glücklicherweise befanden sich noch 2 Züge von Rittmeister Baron BERTOLETTI`S vierter Escadron in der Nähe, durch welche er seine Escadron verstärkte. Mit seiner verstärkten Escadron ging er sofort zum Angriff gegen das 4 Escadrone starke 2. preußische Landwehr-Uhlanenregiment über. Er sprach einige heroische Worte über Kaiser und Vaterland sowie soldatische Tugenden zu seinen Männern bevor er, weit vorauspreschend, den Angriff begann.
Die preußischen Ulanen waren von dem Angriff überrascht, denn sie rechneten unter keinen Umständen damit, dass eine derart kleine Einheit ein ganzes Regiment attackieren würde.
Rittmeister Ritter von LEHMANN ritt geradewegs zum preußischen Regimentskommandanten Major von BUSSE, salutierte, nannte seinen Namen und Dienstgrad, bevor er diesen mit einem einzigen harten Schlag zu Boden brachte und ihm dabei eine schwere Wunde an der Schulter zufügte.
Als die umstehenden Preußen ihren Kommandanten fallen sahen, überwanden sie ihren Schock und der heroische Rittmeister Moritz Ritter von LEHMANN wurde von einem halben Dutzend Lanzen durchbohrt. Voller Kampfesmut ob der Tat ihres tapferen Kommandanten trafen nun die österreichischen Uhlanen auf den Feind und verstrickten diesen in einen mörderischen Nahkampf. Die von LEHMANN unternommene, mit schweren Opfern verbundene Attacke zeigte den gewünschten Erfolg: War der Feind auch nicht geworfen worden, so verlor er doch durch den Kampf die taktische Ordnung, blieb am Platze stehen und gab der österreichischen Artillerie somit die Zeit, sich in Stellung zu bringen. Die nun unter schwerem Beschuss stehenden preußischen Uhlanen wankten, wichen zurück und ermunterten somit auch die nachfolgende Infanterie, sich zum Rückzug zu bewegen, was auch auf den Rest der preußischen Armee immensen Einfluss hatte, sodass sich der Gegner nun vollends zurückzog.
Auf Grund des durch Hauptmann Ritter LEHMANN selbstlos geführten Gegenstoßes und dem daraus resultierenden Rückzug der PREUSSEN wurde durch die ÖSTERREICHER ein vier- bis fünffach überlegener Gegner zurückgewiesen. Die ÖSTERREICHISCHEN Truppen verloren in dieser Schlacht 4 Offiziere sowie 24 Unteroffiziere und Schützen. Auf Seite der PREUSSEN waren 7 gefallene Offiziere und 166 Unteroffiziere / Schützen zu beklagen.
Von der Kühnheit und dem Mut des Rittmeister von LEHMANN beeindruckt sandte der zurückgeschlagene preußische Kommandant, Major von BUSSE, noch am gleichen Tag einen Parlamentär mit einem Dienstschreiben, welches gleichsam einem Tapferkeits-Zeugnis entsprach, mit folgendem Wortlaut:
„Die Unterzeichneten erlauben sich beifolgend ein Medaillon*) zu übersenden, welches bei dem tapferen, heldenmüthigen Rittmeister Baron von LEHMANN, der auf dem Feld der Ehre gefallen, gefunden worden.“
„Den Orden des Helden werden wir uns die Ehre geben, in den nächsten Tagen zu überreichen.“
Anmerkung: Es war dies das Medaillon von LEHMANNS Gattin.
Am 29. August 1866 wurde Rittmeister Moritz von LEHMANN auf Grund seiner Heldentat durch Kaiser FRANZ JOSEPH I. posthum der Maria Theresien-Orden verliehen, sowie seine Familie in den Freiherrenstand erhoben. Ein schlichter Obelisk auf dem Friedhof von OSWIECIM verkündet, dass hier Rittmeister Moritz Ritter von LEHMANN „…unter diesen Tapferen als der Tapferste“ ruht. |