DIE EINSATZART SCHUTZ 2016
Sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz
22 11 2016
Der sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz ist eine Hilfeleistung des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) auf Anforderung der zuständigen Sicherheitsbehörden. Militärische Kräfte können in diesem Fall zur Wahrnehmung sicherheitspolizeilicher Assistenzleistung herangezogen werden. Die Einsatzart, welche Land- und Luftstreitkräfte dabei anwenden, wird als Schutz bezeichnet.
Die 23 Berufsoffiziersanwärter des Jahrgangs „Reichsgraf von Abensperg und Traun“ befinden sich derzeit im dritten Semester des Fachhochschul-Bachelorstudiengangs Militärische Führung (FH-BaStg MilFü) an der Theresianischen Militärakademie. In den letzten sechs Wochen haben die Studierenden mit dem Modul Schutz ein Teilgebiet der einsatzbezogenen Fachgebiete und Methoden absolviert. Dieses besteht aus den Lehrveranstaltungen Grundlagen der Einsatzart Schutz, der Taktikausbildung und dem Führungstraining für den Einsatz eines verstärkten kleinen Verbandes bzw. einer verstärkten Einheit in der Einsatzart Schutz.
In den Grundlagenunterrichten werden unter anderem die Rechtsgrundlagen für einen Einsatz militärischer Kräfte im Inland, die Struktur und Aufgaben der zu unterstützenden Behörden bzw. Exekutivorganisationen sowie das erforderliche Zusammenwirken militärischer Kräfte und mögliche technische Mittel, welche in der Einsatzart Schutz eingesetzt werden können, ermittelt.
Aufbauend darauf wird dann in der Taktikausbildung die Anwendung des taktischen Führungsverfahrens auf Ebene verstärkter kleiner Verband sowie die Führung von Einheiten der Kampftruppe im Schutz von Räumen und Linien vermittelt. Dabei werden die Fertigkeiten und Kompetenzen zum Einsatz militärischer Kräfte im Inland entwickelt. Auch die Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit über einen längeren Zeitraum und das erforderliche Zusammenwirken mit Einsatzunterstützungs-, Kampfunterstützungs- und Kampftruppen, Behörden, Exekutiv- und Rettungsorganisationen wird behandelt
Im Rahmen der Katastropheneinsatzübung der Bezirkshauptmannschaft und dem Magistrat Wiener Neustadt, Studierenden der Fachhochschule Wiener Neustadt sowie der Polizei, des Roten Kreuzes, des Arbeiter-Samariterbundes sowie der Freiwilligen Feuerwehr am Führungssimulator der Theresianischen Militärakademie von 14. bis 15. Oktober 2016 wurde das Erlernte praktisch angewandt. Dabei wurden an Hand eines simulationsgestützten Planspieles die Bewältigung verschiedenster Katastrophenszenarien in Wiener Neustadt trainiert. Speziell für solche Fälle können Teile des ÖBH, auf Anforderung der gesetzmäßigen zivilen Behörden, zur Assistenzleistung herangezogen werden. Diese Übung bildete den Abschluss der Ausbildung auf Ebene des verstärkten kleinen Verbandes.
![]() |
![]() |
![]() |
Mit diesem Rüstzeug ausgestattet begann dann die praktische Anwendung beim Führungstraining für den Einsatz der verstärkten Einheit in der Einsatzart Schutz von 14. bis 18. November 2016 in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen. Am Beginn der Woche musste in Selbstarbeit der in der Vorwoche an Hand der Karte und von Luftbildern taktisch beurteilte und angeordnete Einsatz der verstärkten Einheit ins Gelände übertragen werden.
Dabei waren unter anderem der Schutz von Transporten, das Durchsuchen von Objekten, das lineare Abriegeln von Räumen, das Durchkämmen von Geländeteilen und der Schutz von Objekten zu beurteilen, anzuordnen und praktisch durchzuführen. In die Ausbildung und die abschließende Führungsübung wurden die möglichen realen Schutzobjekte wie der Leitungsspeicher „Wiener Wasser“ in Neusiedl am Steinfeld und das Areal der Firma „Schaffler“ in Winzendorf integriert. Die dafür erforderliche Koordination mit diesen Betrieben, den Sicherheitsbehörden und der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen wurden ebenfalls vor Ort real durchgeführt.
Die Lehrveranstaltung wurde nach den Grundsätzen der Lernform „Problembasiertes Lernen“ gestaltet. Bei dieser Lernform müssen die Lernenden weitgehend selbständig eine Lösung für ein vorgegebenes Problem finden. Die Studierenden lernen, einen Auftrag zu analysieren, geeignete Informationsquellen zu finden und zu nutzen und schließlich Lösungen zu vergleichen, auszuwählen und umzusetzen, wobei das Ausbildungspersonal unterstützt. Der Lernstoff wird somit problemorientiert und stets fächerübergreifend von den Lernenden erarbeitet. Darüber hinaus wurde dabei auch der Bezug von der Ausbildung zu den gegenwärtigen Einsätzen des ÖBH hergestellt.
![]() |
![]() |
![]() |
Im Rahmen der Lehrveranstaltung musste der mögliche Einsatz, den internationalen Grenzübergang Nickelsdorf-Hegyeshalom im Bezirk Neusiedl am See zu schützen, beurteilt werden. Derzeit sind ja Teile des ÖBH im Rahmen des sicherheitspolizeiliche Assisstenzeinsatz am Grenzübergang eingesetzt. Anschließend daran erfolgte der Vergleich von Theorie und Praxis. Offiziere, welche im Sommer des Vorjahres, dem Zeitpunkt an dem das größte Flüchtlingsaufkommen, vor Ort eingesetzt waren, berichteten über ihre dabei gewonnenen Einsatzerfahrungen.
Das Institut Aufklärung der Heerestruppenschule präsentierte, mit Unterstützung des Aufklärungsbataillon 3, im Rahmen der Ausbildung das Drohnensystem "Tracker": Das derzeit modernste technische Mittel mit zahlreichen Einsatzmöglichkeiten für die Einsatzart Schutz, über welches das ÖBH seit dem Vorjahr verfügt. Diese unbemannten Luftfahrzeuge dienen Aufklärungszwecken und liefern Informationen in Echtzeit an die Entscheidungsebene. Verschiedene Sensoren rastern das Einsatzgebiet ab und leiten alle Daten per Funk bis zu zehn Kilometer an die Flugkontrollstelle weiter.
Die Drohnen liefern mögliche Informationen über Konfliktparteien, Marschstrecken oder Grenzabschnitte in Einsatzgebieten und erkunden mögliche Geländeabschnitte für Einsätze zur Katastrophenhilfe. Im Rahmen des sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes sind und waren diese Systeme an der Staatsgrenze zu Ungarn im Einsatz, um die grüne Grenze zu überwachen bzw. illegale Grenzübertritte und Einreisen zu erkennen.
![]() |
![]() |
![]() |
Mit dem Ausbildungsmodul Schutz im Rahmen der Ausbildung der Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter wird das erforderliche Leistungsprofil der zukünftigen militärischen Führungskräfte zur erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen im Rahmen eines Schutzeinsatzes am Beispiel einer verstärkten Einheit des ÖBH erworben. Im Rahmen der vor, zwischen und nach den Semestern am FH-BaStg MilFü durchgeführten Ausbildungsabschnitten des Truppenoffizierslehrganges werden diese Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zusätzlich praktisch ergänzt, erweitert und gefestigt.
Mit einer das gesamte Fähigkeitsspektrum von Landstreitkräften abdeckenden Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte leistet die Theresianische Militärakademie einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung des sicherheitspolitischen Auftrages des ÖBH.
[Inhalt: Mag. (FH) Michael Moser, Major;
Bild 01: Daniel Trippolt/ HBF; Bild: 02, 03: Vzlt Gerhard Seeger; Bild 04, 05, 06, 07: Gfr Robin Hanisch; Bild 08, 09: Obstlt Thomas Lampersberger; Bild 10: Peter Scharmüller; Bild 11: Klaus Frank; Bild 12: Gunter Pusch]