DELAYING OPERATION
Das Modul „Einsatzart Verzögerung“
17 06 2016
Das Modul
Im zweiten Semester des FH-BaStg MilFü ist das Modul „Einsatzart Verzögerung“ angesiedelt. Verzögerung ist gemäß Definition des Militärlexikon, eine Einsatzart der Landstreitkräfte mit dem Zweck, gegnerische Kräfte unter Erhaltung der eigenen Kampfkraft zu verlangsamen oder zeitlich begrenzt zum Stehen zu bringen, dabei abzunutzen und Zeit für alternative militärische Maßnahmen zu gewinnen. Das Modul setzt sich aus einer Vorlesung, integrierten Lehrveranstaltungen und einer Übung zusammen.
Vorlesung: „Grundlagen in der Einsatzart Verzögerung“
Integrierte Lehrveranstaltungen:
„Taktik: Der verstärkte kleine Verband in der Einsatzart Verzögerung“
„Angewandte Führungssimulation“
Übung: „Führungstraining: Die verstärkte Einheit in der Einsatzart Verzögerung“
Die Ausbildung folgt dabei der Sequenz, dass zunächst die theoretischen Grundlagen vermittelt werden. Anschließend werden in der Lehrveranstaltung Taktik in Bataillons-Planspielen das taktische Führungsverfahren für die Lösung der Einsatzaufgabe, unter Berücksichtigung der Führungs- und Einsatzgrundsätze, angewendet. Das Modul gipfelt dann in der praktischen Anwendung der zuvor im Hörsaal erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen des Führungstrainings im Gelände.
Angewandte Führungssimulation
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Das Führungstraining wird auf Ebene Kompanie praktisch im Gelände durchgeführt. Zur bestmöglichen Vorbereitung auf die praktische Ausbildungszeit im Gelände wird das Simulationssystem Steel Beasts bzw. Combined Armes Tactical Trainer (CATT) herangezogen. Mit dem CATT können, vor allem in den „Grundlagen der Einsatzarten“, gefechtstechnische Normabläufe sowie Einsatzgrundsätze und Prinzipien sehr anschaulich, ohne den Einsatz von Volltruppe, vermittelt werden. Es besteht vor allem die Möglichkeit zur optimierten Vorbereitung und/oder Nachbereitung der Ausbildung im Gelände. Durch die Darstellung und Visualisierung können Einweisungen in Verantwortungsbereiche, die Geländegegebenheiten und Besonderheiten der Einsatzführung in den konventionellen Einsatzarten zeitsparend und ressourcenschonend im Hörsaal vor- und nachbereitet werden. Darüber hinaus können auch nicht konventionelle Szenarien eines nicht konventionellen Gefechtsbildes ebenfalls geübt werden.
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Den Abschluss der Vorbereitungen bilden die Einweisungen in die mögliche Unterstützung durch Pioniere, Granatwerfer bzw. Artillerie sowie dem Close Combat Attack. Close Combat Attack ist ein durch Luftstreitkräfte vorgeplanter oder nach Alarmierung durchgeführter Angriff zur direkten Unterstützung von im Kontakt mit dem Gegner stehenden eigenen Bodenkräften.
Darüber hinaus wurden die Einsatzunterstützung mit Bergung, Abschub, Sanitätswesen und die jeweiligen Abläufe der Versorgung in den Bereichen Betriebsmittel und Munition im Rahmen der beweglichen Einsatzführung beurteilt, weil das die grundlegenden Voraussetzungen für eine erfolgreiche bewegliche Einsatzführung schafft.
Das Führungstraining
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So vorbereitet verlegten die 25 Berufsoffiziersanwärter des Jahrgangs Abensperg und Traun von 13. bis 17. Juni 2016 in die südliche Steiermark, um im Raum Strass das Führungstraining „Die verstärkte Einheit in der Einsatzart Verzögerung“ durchzuführen.
Im Übungsraum erfolgte die praktische Darstellung der Einsatzgrundsätze infanteristischer und mechanisierter Kräfte in der Verzögerung im bebauten Gebiet. Die Präsentationen wurden durch eine praktische Einweisung in das Panzerlenkwaffensystem der Jägertruppe, durch das in der Garnison Strass beheimatete Jägerbataillon 17, ergänzt. In der Einsatzart Verzögerung wird der Feuerkampf mit Waffensystemen, wie eben Panzerabwehrlenkwaffensystemen, auf weite Entfernung geführt. Damit waren dann die Voraussetzungen bei den Teilnehmern für die erfolgreiche Bewältigung des im Rahmen der Befehlsausgabe erhaltenen Auftrages geschaffen.
Im Rahmen der Ausbildung wurden die Anforderungen an die Teilnehmer zunehmend gesteigert. Das Führungstraining gipfelte in der ganztägigen Führungsübung, bei der dann alle zuvor unter Anleitung bewältigten Aufgaben selbstständig beurteilt, angeordnet und auch durchgeführt werden mussten. In dieser Phase wurde die Leistung der Berufsoffiziersanwärter, anhand von Kompetenzprofilen, durch das Ausbildungspersonal beurteilt.
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Bei dem von Oberstleutnant Mag. (FH) Oliver Pilles, MA organisierten Führungstraining wirken unter anderem auch Offiziere von Verbänden des Österreichischen Bundesheeres als Gastlehrer mit. Der FH-BaStg MilFü ist bestrebt, mit Lehrenden, mit Praxis aus der Truppe, die Kompetenzen und die Qualifizierungen des Ausbildungspersonals sowie der Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter zu vertiefen, zu festigen, zu ergänzen und zu erweitern.
Die sequenzielle Vorbereitung im Rahmen des Moduls Verzögerung dient der optimalen Vorbereitung der angehenden Offiziere zum Erreichen der Ausbildungsziele im Gelände. Die modernen Ausbildungsmittel in den Hörsälen bzw. der Simulationssysteme können jedoch den Lerneffekt bzw. Lernerfolg durch die praktische Anwendung im Gelände nicht ersetzen. Darüber hinaus verfügt das in der Garnison Strass beheimatete und die die Ausbildung unterstützenden Soldaten des Jägerbataillons 17 über viel Einsatzerfahrung im In- und Ausland. Durch die Einweisung in den Einsatz, im Rahmen des Sicherungseinsatzes an der Staatsgrenze zu Jugoslawien 1991 vor Ort, wird die Umsetzung der Theorie an praktisch durchgeführten Beispielen demonstriert und unterstützt den angestrebten Kompetenzgewinn der zukünftigen militärischen Führungskräfte. Die Eiweisung in den aktuellen sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz am Grenzübergang Spielfeld war bereits ein Vorgriff auf das Modul Schutz im dritten Semester. Die dabei gewonnenen realen Eindrücke dienen einerseits der realistischen Vorbereitung der folgenden Ausbildung sowie andererseits der Festigung des Vertrauens in die praktische Anwendbarkeit der vermittelten Ausbildungsinhalte.
Das Lehr- und Forschungspersonal der Theresianischen Militärakademie trägt damit bei, dass die zukünftigen Berufsoffiziere, für die erfolgreiche Lösung taktischer bzw. gefechtstechnischer Problemstellungen im Rahmen des Berufsvollzugs beim Österreichischen Bundesheer, optimal vorbereitet werden.