WEHRPOLITISCHE KFB


Islamismus, Naher Osten und Islamischer Staat


15 06 2016

Wehrpolitische Kaderfortbildung an der Theresianischen Militärakademie

Die Vortragende Doktorin Kneissl, mit den Initiatoren der Fortbildung, Magistra Thelsnig-Ebner und Oberst Magister EbnerWas im Jahr 2004 mit der Abtrennung des Islamischen Staates (IS) von der Al Kaida begann, versetzte seither die ganze Welt in Angst und Schrecken. Nachdem eine Vielzahl von irakischen Offizieren zum Islamischen Staat übergelaufen ist, weiß man, dass die Streitkräfte des IS jahrelang falsch eingeschätzt oder gar unterschätzt wurden.

Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen, fand am Dienstag, den 14. Juni 2016 eine wehrpolitische Kaderfortbildung zum Thema Islamismus, Naher Osten und IS, im Maria Theresien Rittersaal der Theresianischen Militärakademie statt. Als Vortragende konnte die bis weit über die Grenzen hinaus bekannte Journalistin, „Arabistin“ und Nahost-Expertin, Dr.in Karin Kneissl, gewonnen werden, die auch als Gastlektorin an der Theresianischen Militärakademie vorträgt.

Konflikte mit historischen Wurzeln

Dr.in Karin Kneissl vertritt die Ansicht, dass die heutigen Probleme im Nahen Osten mit tiefgehenden, historischen Wurzeln verbunden sind. Die Arabistin versteht es, den Blick auf die Ursachen des Islamismus, die Radikalisierung von Muslimen und die Erstarkung des IS plausibel zu machen und macht auch den Westen immer wieder für die Konsequenzen seiner verkürzten politischen Sichtweise verantwortlich. Auf der Welt gibt es 1,8 Milliarden Muslime, die in 90% Sunniten und 10 % Schiiten aufgeteilt sind.

„Der IS sieht das Kalifat als einzige legitime Regierung für Muslime an. Denn ohne den IS, leben die IS-Anhänger in Sünde. Jeder, der demokratische Systeme unterstützt ist ein Abtrünniger. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl, stellen die europäischen Länder, Dänemark, Belgien und Österreich einen hohen Anteil an extremislamistischen Anhängern. Es ist aber auch festzustellen, dass der Anteil militanter Christen in Europa stärker wird. Wenn alle Ideologien versagen, wird im Namen der Götter mobilisiert“ – so Dr.in Karin Kneissl.

Nahostexpertin von internationalem Ruf

Dr. KneislDr.in Karin Kneissl wurde in Wien geboren. Nach dem Jura- und Arabistikstudium an der Universität Wien, recherchierte die Nahostexpertin für ihre Dissertation in Völkerrecht über den Begriff der Konfliktparteien im Nahen Osten. Ihre Stationen waren die Hebräische Universität in Jerusalem und die Universität in Amman in Jordanien. In der Folge absolvierte sie auch die École nationale d‘administration in Paris.

Von 1990 bis 1998 wirkte sie u.a. im Kabinett des Außenministeriums und war in Paris und Madrid auf Auslandsverwendungen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie durch ihre politischen Analysen im Österreichischen Rundfunk bekannt.

Als Expertin für Völkerrecht, Geschichte des Nahen Ostens und den Energiemarkt unterrichtet Dr.in Karin Kneissl an der Diplomatischen Akademie in Wien, an der European Business School im Rheingau sowie als Gastlektorin an der Landesverteidigungsakademie in Wien, der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, an den Universitäten im Libanon und auf der frankophonen Universitè Saint Joseph in Beirut. Sie schreibt unter anderem auch als unabhängige Korrespondentin für die Tageszeitungen Die Presse und Neue Zürcher Zeitung. Dr.in Karin Kneissl ist Autorin mehrerer Fachpublikationen und Bücher.


[Martin Pickl, Vzlt. Fotos: Kpl Markus Fuchs/TherMilAk]