GEOLOGISCHE SCHICHTEN IM WIENER BECKEN


Geographie haut- und ortsnah erleben


12 06 2017

Fast unbekannt in unserer Umgebung sind die glaziäolischen Ablagerungen, wie beispielsweise der Löss oder andere Sedimente, weniger bekannt ist auch der Ursprung der Fischa, wo gleich ein ganzer Fluss aus der Erde fließt. Wer weiß, dass der Neufelder See aus den Gruben der Bergbauwerke entstanden ist? Mit einer Tagesexkursion wurde der Jahresstoff des Wahlpflichtfaches Geographie mit Prof. Mag. Christoph Posch wiederholt.

Das Wiener Becken erstreckt sich von Tschechien bis nach Gloggnitz, die jüngste Senke ist die Mitterndorfer Senke. Deshalb wurden die Militärgymnasiasten gleich zu Beginn mit der Kontaminierung des Grundwassers der Mitterndorfer Senke in Theresienfeld konfrontiert, wo in der 800.00 m3 großen Fischer-Deponie, trotz ihrer Lage inmitten eines riesigen Grundwasserreservoirs unter anderem gefährlicher Industrie- und Gewerbemüll illegal abgelagert wurde. Die Räumung, bei der im Mittel 160 LKW-Ladungen Deponiematerial abgetragen wurden, verursachte Kosten von 130 Millionen Euro!

 

 

In Haschendorf wurde der Fischa-Ursprung bewundert, aus dem nichts unter den Bäumen entspringt ein ganzer Fluss mit klarem Wasser. Hier wurde ein Löschfahrzeug der Feuerwehr in 11 sec gefüllt!

 

 


Gerade die Wasserkraft wurde für die industrielle Revolution sehr wichtig, auch bei der neu entstandenen Textilindustrie, die beiden Flüsse Fischa und Leitha boten die notwendige Wasserkraft, um die Wasserräder anzutreiben. Bei den Fabriken wurden Werksiedlungen gebaut sowohl bei der Pottendorfer Baumwollspinnerei als auch bei der Metallwaren- und Messingnadelfabrik Nadelburg in Lichtenwörth, das seit 1986 endlich unter Denkmalschutz steht. Diese Arbeitersiedlung, die nach einem einheitlichen Grundplan in Theresianischer Zeit errichtet wurde, zähle zweifellos zu den ältesten noch weitgehend einheitlich erhaltenen Anlagen dieser Art in Europa, erklärte Prof. Posch.

 

 


In Neufeld an der Leitha wurde 1807 mit dem Abbau von Lignitkohle begonnen, durch den Schwefelkies entstand beim Verbrennen Schwefelwasserstoff, der für den Smog in Neufeld verantwortlich gewesen sei. In den 1920er Jahren erreichten ein Viertel der Kinder aus diesem Grund das 14. Lebensjahr nicht! Die Stilllegung des Bergbauwerkes erfolgte definitiv 1932 und aus den 1922/23 zusammengewachsenen Gruben entstand bis 1934 der Neufelder See.


In Müllendorf entdeckten die Exkursionsteilnehmer zahlreiche Muscheln im Leithakalk, dem Kalkstein des Leithagebirges. Dies sind tertiäre marine Sedimente des Paratethys-Meeres im Alpenvorland und sind um die 16 bis 13 Millionen Jahre alt. In Müllendorf wird aus Leithakalk Kreide produziert, in Mannersdorf wird er zur Zementherstellung gebrochen.
In Seebenstein waren Reste des glazialen Niveaus von Sandern zu sehen, sie befinden sich auf dem Niveau der Steinzeit, die Umgebung ist allerdings stark gesunken.
Schließlich waren in Bad Erlach Lössverwehungen aus dem Quartär beim Ziegelwerk Lizzi zu entdecken.

Mit den vielen Impressionen konnten den etwas schwierigen Geographiestoff mit den beeindruckenden realen Bildern assimiliert werden.

 

[Inhalt: Hptm Prof. Mag. Serge CLAUS, Pressereferent MilRG/TherMilAk, Foto(s):© MilRG]