MAUTHAUSEN


Die Gegenwart stellt Fragen an die Vergangenheit!


15 11 2017

Am Leopoldi-Tag besuchten die Grundwehrdiener der Einrückungstermine VI und VIII/17 der Theresianischen Militärakademie im Rahmen der politischen Bildung die Gedenkstätte Mauthausen. Die gesellschaftliche Entwicklung während des siebenjährigen Bestands des Lagers wurde sehr anschaulich vermittelt: Die Täter lebten in einer Gesellschaft, die sie unterstützte.

Diese Exkursion nach Mauthausen stellt alljährlich den Höhepunkt der Politischen Bildung im Grundwehrdienst dar, die sich an vier Vormittagen unter anderem mit Themen wie Grundwerte, Demokratie und Staat, Österreichisches Bundesheer, Europäische Union, Vereinten Nationen, NATO, OSZE und allgemeinen sicherheitspolitischen Problemen beschäftigt und von Oberst des höheren militärischen Fachdienstes Mag. Johann Pleninger geleitet wird.
Zwei fachkundige Guides führten an Ort und Stelle einen Teil der Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes vor Augen.

Sehr beeindruckt von dieser Ausbildung war Gefreiter Armin Celahmetovic: „Für mich war sehr viel Neues, denn das Gesamtbild ändert sich, man versteht intensiver, denn man versetzt sich ein Stückchen in die Lage der Person, die dort gefangen war. Nachdem man als Soldat die Sicherheit will für alle die in Österreich leben, sorgt man dafür, dass sowas nie wieder passiert!".
Ans Abrüsten denkt er nicht, denn er hat bereits seinen Vertrag verlängert, um die Kaderausbildung nächstes Jahr zu absolvieren, deshalb ist er derzeit im Ausbildungszug.
Begeistert war er auch von der erweiterten Ausbildung im Grundwehrdienst mit den Modulen Sport und Waffen: „Man ist detaillierter auf andere Waffen als das normale Sturmgewehr eingegangen. Aber dort war unser zusammengeschweißter Einrückungstermin, hier habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Die Politische Bildung hilft, dass man nicht alles aus den Medien glaubt, sondern eine eigene Betrachtung aufbaut!"

Zweieinhalb Stunden konnten die GWDs Teile des siebenjährigen Massentötens in Mauthausen anschauen, wo nur noch 15% des ursprünglichen Lagers erhalten ist. Zwischen zehn und zwölf tausend Gefangenen mit tausend Wachmannschaften befanden sich im Lager, wobei gegen Ende des Krieges die Gefangenenzahl auf zwanzigtausend erhöht wurde.
Besonders wurde auf die gesellschaftlichen Veränderungen hingewiesen, von dem Ärger und der Ablehnung am Anfang bis zur „Normalisierung" am Ende. Es gab ab 1943 einen öffentlichen Fußballplatz beim Russenlager. Die reguläre Mannschaft „SS-Mauthausen" wurde sogar OÖ-Landesmeister. Am 16. März 1945 gab es das letzte Spiel gegen LASK Linz, die sichtbaren Leichenberge aus den gegenüber stehenden Russenlager störte niemanden mehr. Dort waren die Kranken eingesperrt, das Durchschnittsgewicht eines Gefangenen betrug bei der Befreiung 36 kg.
An der Gedenkstätte selber wurde der Begriff „Nation" überlegt, am Beispiel des neuen Gedenksteines für Serbien aber noch aktueller des Gedenksteines für Katalonien. Nur das jüdische Denkmal stellt kein nationales Element dar.

Im Lager selber stand die Baracke 6 für das unmenschliche Zusammenpferchen von 800 Menschen auf Räumlichkeiten, die für 300 vorgesehen waren.
Zweidrittel der Lagergefangenen wurden nicht Opfer der Nazigewalt sondern des Lagerlebens: Hungersnot, Erschöpfung und Krankheiten. Die Frage bleibt, wie wirkt sich dies auf Menschen aus, jeder lebt für sich und es herrscht äußerst wenige Solidarität, so entsteht Entmenschlichung. Die Gaskammer war nur der Endbereich dieser Entwicklung, Gefangene mussten die „Drecksarbeit" für die SS erledigen, wobei die Tötung an sich das Werk des SS-Krematoriums-Kommandanten blieb.
Absolute Stille herrschte dann im Gedenkraum, wo derzeit 81.000 Namen von Ermordeten stehen, 3000 neue Namen wurden in der Zwischenzeit erforscht, die demnächst hinzugefügt werden. Etliche Personen, die in den Massengräbern liegen, werden leider ohne Namen bleiben. An die 100.000 Menschen sind in Mauthausen gestorben, von denen 40.000 in den letzten Kriegsmonaten.

https://www.mauthausen-memorial.org/de

 

[Inhalt: Hptm Prof. Mag. Serge CLAUS Foto(s): © MilRG]