EINSATZART VERZÖGERUNG


Das Modul „Einsatzart Verzögerung“


07 07 2017

Im Rahmen der Truppenoffiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie erfolgt die Führungsausbildung an Hand des taktischen Führungsverfahrens in den Einsatzarten Verteidigung, Angriff, Verzögerung und Schutz im Rahmen des Fachhochschul-Bachelorstudiengangs Militärische Führung (FH-BaStg MilFü). Die praktische Anwendung und Festigung erfolgt in den begleitend vor und zwischen den Semestern durchgeführten Truppenoffizierslehrgängen.

Das zweite Semester des FH-BaStg MilFü beinhaltet das Modul „Einsatzart Verzögerung". Verzögerung ist gemäß Definition des Militärlexikon eine Einsatzart der Landstreitkräfte mit dem Zweck, gegnerische Kräfte unter Erhaltung der eigenen Kampfkraft zu verlangsamen oder zeitlich begrenzt zum Stehen zu bringen, dabei abzunutzen und Zeit für alternative militärische Maßnahmen zu gewinnen. Das Modul setzt sich aus einer Vorlesung, einer integrierten Lehrveranstaltung und einer Übung zusammen.

     
  • Vorlesung: „Grundlagen in der Einsatzart Verzögerung"
  • Integrierte Lehrveranstaltungen: „Taktik: Der verstärkte kleine Verband in der Einsatzart Verzögerung"
  • Übung: „Führungstraining: Die verstärkte Einheit in der Einsatzart Verzögerung"

Die Ausbildung folgt der Sequenz, dass zunächst die theoretischen Grundlagen vermittelt werden. Anschließend werden in der Lehrveranstaltung „Taktik" in Bataillons-Planspielen das taktische Führungsverfahren für die Lösung der Einsatzaufgabe, unter Berücksichtigung der Führungs- und Einsatzgrundsätze, angewendet. Das Modul gipfelt dann in der praktischen Anwendung der zuvor im Hörsaal erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen des Führungstrainings im Gelände.
Die Kenntnis der zuvor vermittelten Grundlagen musste im finalen Entry Level Test für die Übung „Führungstraining: Die verstärkte Einheit in der Einsatzart Verzögerung" nachgewiesen werden.

     

Das Führungstraining:
So vorbereitet verlegten die Berufsoffiziersanwärterin und die 29 Berufsoffiziersanwärter des Jahrgangs „Freiherr von Reischach" von 3. bis 7. Juli 2016 in die südliche Steiermark, um im Raum Straß das Führungstraining „Die verstärkte Einheit in der Einsatzart Verzögerung" durchzuführen.
Im Übungsraum mussten die Studierenden in der Lernform „Problem Based Learning", welche als handlungsorientiertes, fächerübergreifendes selbstbestimmendes und entdeckendes Lernen mit Selbstevaluation charakterisiert wird, die erforderlichen Grundlagen für die Ausbildung an den folgenden Tagen im Gelände erarbeiten. Die Präsentation der Ergebnisse des Vortages wurde durch eine praktische Einweisung in das „Panzerabwehrlenkwaffensystem 2000 BILL" der Jägertruppe, durch das in der Garnison Strass beheimatete Jägerbataillon 17, ergänzt. In der Einsatzart Verzögerung wird der Feuerkampf mit Waffensystemen, wie eben Panzerabwehrlenkwaffensystemen, auf weite Entfernung geführt. Damit waren dann die Voraussetzungen für die erfolgreiche Bewältigung des im Rahmen der Befehlsausgabe erhaltenen Auftrages geschaffen.

     

Die Berufsoffiziersanwärterin und die Berufsoffiziersanwärter mussten das Führungsverfahren, unter Berücksichtigung der Einsatzgrundsätze, zur Lösung von Normaufgaben in der Verzögerung praktisch anwenden und die erforderlichen Führungsunterlagen erstellen. Darüber hinaus Einweisungen in den zuvor in der Taktik beurteilten Einsatz vorbereiten und durchführen sowie die Aufträge für die geplante Einsatzführung der Einheit erteilen. Dabei mussten die Befehlsgebung und das Zusammenwirken in der Einsatzführung mit Pionierkräften sowie mit Artillerie- bzw. Granatwerferfeuer beurteilt, angefordert und praktisch im Funksprechverkehr koordiniert werden. Auch die Einsatzunterstützung in Form der Versorgung mit Betriebsmitteln, Munition, Bergung und Abschub und der Sanitätsversorgung auf Ebene der verstärkten Einheit, war zu planen, anzuordnen und zu koordinieren.
Im Rahmen der Ausbildung wurden die Anforderungen zunehmend gesteigert. Das Führungstraining gipfelte in einer ganztägigen Führungsübung, bei der dann alle zuvor unter Anleitung bewältigten Aufgaben selbstständig beurteilt, angeordnet und auch durchgeführt werden mussten. In dieser Phase wurde die Leistung anhand von Kompetenzprofilen durch das Ausbildungspersonal beurteilt.

     

Das Ausbildungsziel:
Bei dem von Oberstleutnant Mag. (FH) Oliver Pilles, MA organisierten Führungstraining wirkten unter anderem auch Offiziere von Verbänden des Österreichischen Bundesheeres als Gastlehrer mit. Der FH-BaStg MilFü ist bestrebt, mit Lehrenden, mit Praxis aus der Truppe, die Kompetenzen und die Qualifizierungen des Ausbildungspersonals sowie der Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter zu vertiefen, zu festigen, zu ergänzen und zu erweitern.
Die sequenzielle Vorbereitung im Rahmen des Moduls Verzögerung dient der optimalen Vorbereitung der angehenden Offiziere zum Erreichen der Ausbildungsziele im Gelände. Die modernen Ausbildungsmittel in den Hörsälen bzw. die Simulationssysteme können jedoch den Lerneffekt bzw. Lernerfolg durch die praktische Anwendung im Gelände nicht ersetzen.

     


Darüber hinaus verfügt das in der Garnison Straß in der Steiermark beheimatete und die die Ausbildung unterstützenden Soldaten des Jägerbataillons 17 über viel Einsatzerfahrung im In- und Ausland. Durch die Einweisung in den aktuellen sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz am Grenzübergang Spielfeld war bereits ein Vorgriff auf das Modul Schutz im dritten Semester. Die dabei gewonnenen realen Eindrücke dienen einerseits der realistischen Vorbereitung der folgenden Ausbildung sowie andererseits der Festigung des Vertrauens in die praktische Anwendbarkeit der vermittelten Ausbildungsinhalte.

Das Lehr- und Forschungspersonal der Theresianischen Militärakademie trägt damit bei, dass die zukünftigen Berufsoffiziere für die erfolgreiche Lösung taktischer bzw. gefechtstechnischer Problemstellungen im Rahmen des Berufsvollzugs beim Österreichischen Bundesheer, optimal vorbereitet werden.

Eine gute Theorie ist das Praktischste, was es gibt. (Gustav Robert Kirchhoff)

 [Inhalt: Mag. (FH) Michael Moser, Major; Bilder(er): 1-5, 7-13 © TherMilAk Thomas Lampersberger; 6 © TherMilAk Gerhard Hammler; 14,15 © ÖBH]