4. THERESIANISCHES GESPRÄCH
„Österreich hat eine Vorreiterrolle“
01 02 2018
Oberst Dr. Norbert Lacher als Initiator der Theresianischen Gespräche begrüßte die Gesprächsgäste, aber auch Vertreter der Stadt Wiener Neustadt und des Gemeinderates, Vertreter von Blaulichtorganisationen aber auch der lokalen Finanzwelt.
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Seit nunmehr einem Jahr ist Donald John Trump Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Verunsicherung, welche Rolle die USA unter Trump als größte Militär- Wirtschafts- und Finanzmacht nun einzunehmen gedenke, sei mittlerweile weltweit spürbar. „Stellt dies eine Gefahr dar, denn öfters seien Finanz- oder Verteidigungsminister nicht über Twitter-Aussagen des Präsidenten informiert?" fragte der Journalist Arian Faal. Die USA seien differenziert zu betrachten, beobachtet der Gouverneur: Neu sei das bewusste Abwerten des US $ wider allen internationalen Vereinbarungen, dies bringe zwar kurzfristig eine Hilfe für die USA, längerfristig einen Schaden. Die EU sei das Gegengewicht, denn diesen Markt zu verlieren sei das Risiko, das sich die USA nicht leisten könne. Weitere Unsicherheitsfaktoren der Finanzwelt seien noch der pazifistischer Zusammenhalt China-USA, derzeit sei China lt. chinesischem Nationalbankchef verunsichert, wie solle eine Kooperation funktionieren? Die Steuerreform sei weiterhin sehr komplex und schließlich Präsident Trump selbst, man hoffe auf seine Umgebung, die ihn rational richten könnte.
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„Die Russen lachen im Hintergrund" leitet der Journalist den zweiten Impuls gekonnt ein. „Der amerikanische Kongress hat eine antirussische Position, die Trump nicht bremsen kann" so Nowotny. In Russland habe sich Putins Hoffnung Trump massiv relativiert. Die Sanktionszeche zahlte nur die EU, der Handel der USA steige wider die Interessen der EU. Österreich habe ein klares Interesse an North Stream II, hier sei die ÖMV sehr engagiert. Die Großmachtgelüste in Russland seien ein Fehler, wichtiger wäre ein wirtschaftlicher Aufschwung für die junge Generation.
Der EU-Ausstieg Großbritanniens errang wider aller Erwartungen eine knappe Mehrheit, „man hat allerdings den Eindruck, dass selbst die Briten nicht genau wissen, was sie wollen", argumentierte Arian Faal. In Großbritannien sei die Beziehung zur EU innerhalb der britischen Gesellschaft tief gespalten, so der Gouverneur der Nationalbank. Es herrsche eine unsichere innenpolitische Situation, daher ziehen die Wirtschaft und die Banken ihre Konsequenzen und suchen sich einen Standort in der EU. BREXIT werde durchgezogen, aber in eine unbekannte Richtung, der Finanzplatz London wäre allerdings nicht abgewertet, er müsse getrennt gesehen werden, die Hedgefonds können dortbleiben.
Nachher ging das Gespräch über die Leitzinspolitik der EZB, Laissez-faire oder Regulation sei hier die Frage. Die EZB stand 2008 am Rande des weltweiten Zusammenbruchs des Finanzsektors. Das Ankaufsprogramm in den USA ende etwas rascher als in der EU; die EZB werde es bis Ende September dieses Jahres terminisieren. Gäbe es für den Sparer auch gute Nachrichten? Die Null-Zinspolitik habe immer zwei Seiten, der Vorteil liege eindeutig bei der Förderung der Wirtschaft. Viel wichtiger sei noch die Arbeitslosigkeit zu lösen, meinte der Gouverneur.
Auf die Frage, ob Bitcoin sich zu einer neuen Währung entwickle, antworte der Gouverneur kategorisch nein, es sei ein reines Spekulationsprodukt. Es sei anonym und für Geldwäsche geeignet, deshalb ist dies ein Thema der Polizei und nicht der Geldpolitik. Man werde vernünftig auf EU-Ebene Regulierungen herbeiführen.
Auf die Vorreiterrolle Österreichs wurde schließlich eingegangen, indem es im Verhältnis zu China, als erstes Land Teile der Währungsreserve in Yian angelegt habe. Daraus entwickelten sich gute Beziehungen zu Asien, im Iran dürfe beispielsweise die AUA Innenflüge weiterfliegen.
Der Kommandant der Theresianischen Militärakademie bedankte sich bei den Vortragenden und brennende Fragen der Fähnriche konnten im Anschluss bei einem Imbiss in der angenehmen Atmosphäre des Clubraums im kleinen Kreise erörtert werden.
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[Inhalt: Hptm Prof. Mag. Serge CLAUS, Foto(s): © TherMilAk]