NACHRUF
Nachruf auf Brigadier i.R. Professor Wilhelm Wurzer!
22 06 2018
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Der hochdekorierte Soldat
Seine militärische Laufbahn begann der geborene Völkermarkter im September 1939 als Artilleriesoldat der Deutschen Wehrmacht. Danach machte er den 2. Weltkrieg auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen, bei Feldzügen in Europa und in Russland mit. 1944 kam er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Oktober 1953 heimkehrte. Nach dem Krieg fand er Anstellung bei der Kärntner Landesregierung.
Von 1957 bis 1959 absolvierte er die Offiziersausbildung in der damaligen Militärakademie in Enns. Vom Oktober 1962 bis Jänner 1967 war Wilhelm Wurzer als Batteriekommandant der 1. leichten Feldhaubitzenbatterie der damaligen Brigadeartillerieabteilung 7 in Klagenfurt in Verwendung. Anschließend erfolgte eine Einteilung als Kommandant der Brigadeartillerieabteilung 1 in der Maximilian-Kaserne von Wiener Neustadt. Mit 1972 erfolgte dann die Versetzung als Hauptlehroffizier für Artillerie an die Militärakademie.
Mit September 1974 wurde der damalige Oberstleutnant zum Kommandant des Schulbataillons an der Militärakademie ernannt. Diese Funktion führte er mit großen Erfolg bis September 1976 aus. Mit Oktober 1976 wurde er zum Kommandanten der Artillerieschule in Baden ernannt und am am 1. August 1979 wurde Oberst Wurzer auf Grund seines großen Koordinationsvermögens und seines außergewöhnlichen operativen Denkens zum Artillerieinspektor des Bundeheeres bestellt.
Mit 31. 12. Dezember 1987 wurde Brigadier Wilhelm Wurzer in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.
Auch im Ruhestand verlor Brigadier Wurzer nie den Kontakt zu seinem Beruf, er setzte sich stets mit aktuellen Problemen auseinander und verfolgte die Entwicklungen des Bundesheeres genau.
Brigadier Wurzer war in allen Bereichen ein Vorbild und ein guter Kamerad. Er hat sich mit seinem Pflichtbewusstsein, seiner Umsicht und Fürsorge, aber auch mit konsequenter Strenge die uneingeschränkte Achtung und das Vertrauen seiner Untergebenen und Vorgesetzten erworben. Mit ihm verliert das Österreichische Bundesheer und die Theresianische Militärakademie einen Offizier und Menschen, der durch seinen klaren Blick, seine ritterlich, soldatischen Werte, seine Kraft und Standhaftigkeit als Vorbild für alle Soldatengenerationen dienen muss.
Der Michelangelo des Bundesheeres
Als Autodidakt beschäftigte sich Wilhelm Wurzer schon sehr früh mit der Malerei und der Bildhauerei. Zahlreiche Skulpturen seiner Schaffenskraft sind in der Stadt Wiener Neustadt zu finden. Als eines seiner bedeutenden Werke soll hier das 1976 geschaffene „Heimkehrerdenkmal" in der Kollonitschgasse genannt werden. Diese Skulptur aus Sandstein soll an alle Heimkehrer aus dem Zweiten Weltkrieg erinnern. Insbesondere die Heimkehrer aus Russland, circa 60.000 an der Zahl, wurden am Bahnhof in Wiener Neustadt den Österreichischen Behörden übergeben.
Des Weiteren zählt der Gedenkstein „Für die im Dienst verungklückten Offiziere der 2. Republik" im Akademiepark der Militärakademie zu seinen bedeutenden Werken. Diese Skulptur wurde am 12. Dezember 1980, am Stiftungsfest der Militärakademie enthüllt und gesegnet. Das Lieblingsmaterial des Künstlers war Sandstein aus dem Römersteinbruch in St. Margarethen. Die letzte große Sandsteinskulptur wurde von Professor Wurzer innerhalb von 5 Wochen gefertigt. Dieses Denkmal wurde am 13. Dezember 2002, am 250. Jahrestag der Gründung der Theresianischen Militärakademie enthüllt.
Der Aufstellungsplatz dieser Skulptur wurde auf dem Maria-Theresien-Platz der Militärakademie so gewählt, dass der Blick der Statue zur großen Gründerin Maria Theresia gerichtet ist, gleichsam zur "Schützerin und Bewahrerin" – eine Referenz an die große Herrscherin und Gründerin der Militärakademie. Bgdr. i.R. Professor Wilhelm Wurzer stand bei der Schaffung seines letzten großen Werkes, im 81 Lebensjahr. Auf Grund seiner besonderen Leistungen als Künstler, wurde ihm vom Bundespräsidenten der Berufstitel Professor verliehen.
Am Freitag, dem 22. Juni 2018 wurde er nach Einsegnung und Heiliger Messe in der St. Georgs-Kathedrale, mit militärischen Ehren und unter großer Anteilnahme, zur ewigen Ruhe geleitet.
General i.R. Alfred Plienegger und der Kommandant der Theresianischen Militärakademie, Generalmajor Karl Pronhagl hielten tief bewegenden Nachrufe auf den Verstorbenen.
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, das Andenken an ihn ist uns eine ehrende Verpflichtung.
[Inhalt: Martin PICKL, Vzlt , Foto: © TherMilAk/Martin PICKL]